E‑Auto — Faktencheck

Beim Kli­ma­stamm­tisch der Pfar­rei­en­gemein­schaft am 16. Juli zur E‑Mobilität konn­ten vie­le Fra­gen erör­tert und Beden­ken aus­ge­räumt werden.

So hat es man­chen erstaunt, dass der zusätz­li­che Strom­ver­brauch durch E‑Autos nur 10% beträgt, wenn 50% aller Autos durch E‑Autos ersetzt wer­den, auf ein Jahr gese­hen wäre das sogar nur ca. 1 %. Auch die Effi­zi­enz des E Autos ist beein­dru­ckend: Ein E‑Auto fährt mit der glei­chen Ener­gie­men­ge drei­mal so weit, wie ein Ver­bren­ner oder ein Was­ser­stoff­au­to. Wenn man erfährt, dass ein Was­ser­stoff­au­to eigent­lich auch ein E‑Auto ist mit zusätz­li­chem Tank und mehr­fa­cher Ener­gie­um­wand­lung, hat dies auch ein­ge­leuch­tet. Was man sonst auch sel­ten hören kann ist, dass Bat­te­rien von E Autos zur Sta­bi­li­sie­rung unse­res Strom­net­zes gera­de beim Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien die­nen könn­ten. Damit kön­nen E‑Autos zukünf­tig im gepark­ten Zustand Geld ver­die­nen. Die Schnitt­stel­len sind bereits ent­wi­ckelt, es feh­len nur noch die gesetz­li­chen Rah­men­vor­ga­ben. Allen wur­de klar, dass unse­re zukünf­ti­ge Regie­rung end­lich mal aufs Tem­po drü­cken müss­te um die Zukunft nicht län­ger zu verschlafen…

Hier die Fak­ten im Einzelnen:

  • Energieverbrauch?

Bat­te­rie E‑Auto 15–20 kWh auf 100 km.  Ver­bren­ner Auto 4,5 bis 6 l auf 100 km = 45 — 60 kWh = drei­fa­che Men­ge. Mit einem E‑Auto kann man mit der glei­chen Ener­gie­men­ge drei­mal so weit fahren.

  • Eine E‑Auto Bat­te­rie ent­hält sel­te­ne Erden?

Eine E‑Auto Bat­te­rie ent­hält Lithi­um und Kobalt, bei­de sind kei­ne sel­te­nen Erden.  [1] Sel­te­ne Erden sind z.B. in Han­dys enthalten.

  • Lithi­um­ge­win­nung mit hohem Wasserverbrauch?

Gewin­nung in Chi­le (20% der Welt­pro­duk­ti­on) mit Was­ser­ver­duns­tung in der Ata­ca­ma-Wüs­te, Aus­tra­li­en (>50%) gewinnt Lithi­um im Berg­bau. Wei­te­re Län­der sind Chi­na, Argen­ti­ni­en und bald auch Por­tu­gal, Öster­reich und Deutsch­land.  [3] Chi­le hat Kup­fer­berg­bau mit 60 Mil­lio­nen m³ Süß­was­ser­ver­brauch, in der Land­wirt­schaft wer­den zum Bewäs­sern 27 Mil­lio­nen m³ Süß­was­ser ver­braucht, für die Lithi­um­ge­win­nung wer­den 3,3 Mil­lio­nen m³ Salz­was­ser ver­braucht. Anga­ben jeweils pro Jahr.  [3] Es wird inten­siv dar­an geforscht, den Was­ser­ver­brauch zu ver­rin­gern.  Für das Lithi­um in einer gro­ßen Auto­bat­te­rie braucht man der­zeit im Bei­spiel Chi­le so viel Was­ser wie für die Pro­duk­ti­on von einem Kilo Rind­fleisch.  [1]

  • Kin­der­ar­beit bei der Gewin­nung von Kobalt im Kongo?

Kin­der­ar­beit muss welt­weit ange­gan­gen wer­den. Es müs­sen Min­dest­löh­ne gezahlt wer­den, damit Eltern von ihrer Arbeit eine Fami­lie ernäh­ren kön­nen.  Kobalt wird der­zeit nur zu 8% für E‑Autos ver­wen­det. Wei­te­re Anwen­dung sind in der Stahl­här­tung für Autos mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren, in Kur­bel­wel­len, Nocken­wel­len, Kata­ly­sa­to­ren, sowie für Flug­zeug­tur­bi­nen, Gas­tur­bi­nen, Trock­nungs­mit­tel in Far­ben. [1/2] Bat­te­rien für E‑Autos kön­nen bald auch (2025) ohne Kobalt her­ge­stellt wer­den. [2]   In Scho­ko­la­de ent­hal­te­ner Kakao wird zum Bei­spiel zu 30% in Kin­der­ar­beit hergestellt.

  • Der CO2 Ruck­sack ist höher als bei Verbrenner?

Der CO2 Ruck­sack hängt sehr vom Her­stel­lungs­ort und den dort ver­wen­de­ten Ener­gie­quel­len ab. E‑Autos und Bat­te­rien wer­den z.B. bei VW und Tes­la weit­ge­hendst aus erneu­er­ba­ren Ener­gien her­ge­stellt und haben einen klei­nen CO2 Ruck­sack. Kraft­stof­fe wie Die­sel und Ben­zin haben einen nicht uner­heb­li­chen CO2 Ruck­sack der meis­tens nicht beach­tet wird. Dazu kom­men die vie­len Umwelt­ka­ta­stro­phen bei der Gewin­nung und dem Trans­port. Sie­he auch Ölsand­ab­bau in Kana­da mit ver­hee­ren­den Umwelt­schä­den. https://www.planet-wissen.de/technik/energie/erdoel/pwieoelsandabbauinkanada100.html

Auch gab es ver­hee­ren­de Krie­ge um Erd­öl und Erd­gas. Aktu­ell gibt es Span­nun­gen zwi­schen Grie­chen­land und der Tür­kei um Erd­gas­vor­kom­men im Mit­tel­meer­raum. Unter dem Eis der Ark­tis lie­gen reich­hal­ti­ge Roh­stoff­vor­kom­men. Auch hier neh­men gefähr­li­che Span­nun­gen zwi­schen den Anrai­ner­staa­ten zu. Russ­land rüs­tet in der Regi­on bereits mas­siv auf.

  • Zu wenig Strom für die gan­zen E‑Autos

Wenn in Zukunft alle Autos (50% des der­zei­ti­gen Bestan­des) elek­trisch fah­ren wür­den, wür­de sich der der­zei­ti­ge Strom­ver­brauch in Deutsch­land um ca. 10% erhö­hen.  [1] Bestand 2020, 50 Mil­lio­nen, Neu­zu­las­sung 2020, 3 Mil­lio­nen Autos. Wären zukünf­tig alle Neu­zu­las­sun­gen E‑Autos, wür­de sich der Strom­ver­brauch um ca. 1% jähr­lich erhö­hen. Deutsch­land expor­tier­te 2020 net­to 3,9 % sei­nes erzeug­ten Stro­mes.  [4] Der Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien wird nach dem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts schon sehr bald deut­lich schnel­ler erfol­gen. Es ist also genü­gend Strom für einen schnel­len Wech­sel auf E‑Autos vor­han­den. Zusätz­lich kön­nen Bat­te­rien von E‑Autos zukünf­tig zur Sta­bi­li­sie­rung des Strom­net­zes ver­wen­det wer­den. Stich­wort bidi­rek­tio­na­les Laden und Schwarm­spei­cher (V2G, V2H). Bat­te­rie­au­tos kön­nen zukünf­tig auch an der Tank­stel­le, auf dem Park­platz oder wäh­rend der Fahrt auf Auto­bah­nen berüh­rungs­los (induk­tiv) auf­ge­la­den werden.

  • Ist ein Was­ser­stoff­au­to nicht viel besser? 

Was­ser­stoff­au­tos benö­ti­gen zum Fah­ren im Ver­gleich zum Bat­te­rie­au­to etwa die drei­fa­che Men­ge an Ener­gie und wer­den des­halb ein Nischen­pro­dukt blei­ben.  [1] Wenn wir die Ener­gie mit Wind­rä­dern bereit­stel­len wür­den, müss­ten wir drei­mal so viel Wind­rä­der auf­stel­len.  Des­halb soll­te Was­ser­stoff zukünf­tig im Ver­kehr nur für weni­ge Aus­nah­men ver­wen­det wer­den (z.B. für Flug­zeu­ge, Schif­fe).  Es fah­ren bereits Züge mit Was­ser­stoff, aber auch dort wird sich ver­mut­lich die Bat­te­rie durch­set­zen, wenn kei­ne Ober­lei­tun­gen gebaut wer­den kön­nen. Was­ser­stoff­au­tos haben kei­ne Mög­lich­keit zur Sta­bi­li­sie­rung des Strom­net­zes oder zur Unter­stüt­zung im Heimbereich.

  • Reich­wei­ten­angst und Laden 

Vie­le E‑Autos haben mitt­ler­wei­le eine Reich­wei­te von über 300 km. Zusätz­lich kön­nen sie schnell (20–60 min) an Gleich­strom- oder über 2 – 3 Stun­den an Wech­sel­strom­la­de­stel­len gela­den wer­den. Es gibt immer mehr öffent­li­che Lade­stel­len.  Das Laden zuhau­se ist ohne Pro­ble­me auch mit klei­ner Lade­leis­tung über Nacht mög­lich. Pro­ble­me sehe ich momen­tan nur da, wo kei­ne Lade­mög­lich­keit am Wohn­ort geschaf­fen wer­den kann (Mehr­fa­mi­li­en­haus mit Par­ken am Stra­ßen­rand). Hier muss die ent­spre­chen­de Infra­struk­tur in Zusam­men­ar­beit mit dem Netz­be­trei­ber und der Gemein­de noch drin­gend nach­ge­rüs­tet wer­den. Stich­wort Laden an der Stra­ßen­la­ter­ne oder zukünf­tig auch induk­tiv auf dem Park­strei­fen vor dem Haus.

 

Kli­ma­stamm­tisch immer am 3. Frei­tag im Monat um 20.Uhr   
Infos und Anmel­dung unter: www.pg-mod.de

 

Datenquellen

 

[1] Prof. Dr.-Ing. habil. Vol­ker Qua­sch­ning c/o HTW Ber­lin, https://taz.de/Energieprofessor-Volker-Quaschning-im-Interview/!171415/

[2] Hans-Josef Fell, Ener­gy Watch Group, Mit­ver­fas­ser des EEG 2000,  https://hans-josef-fell.de/kaufen-sie-ein-e-auto-und-keinen-umweltschaedlichen-verbrenner/

[3] Ener­gie­wen­de EU, https://energiewende.eu/kurzinfo-verkehrswende-lithium/

[4] Bun­des­netz­agen­tur, https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/202398

 

(Fritz  Hin­de­lang, Markt­ober­dorf, Stand 08.07.2021)